Trigger

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Romeo ist fürsorglich, aufmerksam, manierlich, sensibel, ein wunderbarer Zuhörer und äußerst gepflegt. Aber, vor allem im Straßenverkehr wurde der zarte Männer-Gourmet früher in regelmäßigen Abständen zur Furie.

Besonders in Stau-Situationen fluchte er nicht nur wie ein zugedröhnter Rohrspatz; da übermannte ihn geradezu ein anlassbedingtes Tourette-Syndrom.

Einmal fluchte er fünf Minuten lang, ohne sich dabei auch nur ein einziges Mal zu wiederholen.

Mit der Zeit, genau genommen während seiner Liaison mit einem neunmalklugen Psychologie-Studenten, wurde Romeo klar, dass seine Wut in ihm immer dann hochkam, wenn er warten musste. – Wie eben im Verkehrs-Stau oder wenn sich direkt vor ihm jemand gemächlich einparkte.

Oder, wenn er sein Fahrzeug anhalten musste, weil irgendein Opa mit seinem leicht zu übersehenden Enkelkind an der Hand ausgerechnet jetzt den Zebrastreifen betrat.

Je seltener sein damaliger Freund, der angehende Psychologe, an der Uni durch Anwesenheit glänzte, desto öfter studierte er seinen Romeo.

Dabei beobachtete er, dass dieser seine noblen Umgangsformen mitunter auch abseits des Straßenverkehrs verlor. Zum Beispiel, als Romeo einmal vor einem heißen Saunaclub geschlagene drei Minuten lang auf seinen, etwas verspäteten, Psycho-Studenten warten musste.

In nächtelangen partnerschaftlichen "Therapiesitzungen" trat schließlich zu Tage, dass Romeo als Kind sehr darunter litt, wenn seine berufstätigen Eltern erst spät nach Hause kamen und er davor stundenlang allein hinter der Wohnungstüre saß und traurig auf sie wartete.

Dieses, für ihn negative, Gefühl des Wartens hatte sich in ihm eingebrannt. Und immer dann, wenn er später auf jemanden oder wegen irgendetwas warten musste, wie etwa darauf, dass er im Straßenverkehr endlich weiterkam, reagierte er überaus heftig.

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Ein Trigger ist der Zündfunke, der einen Sprengsatz explodieren lässt; der Nadelstich in einen aufgeblasenen Luftballon. Oder der fremde Fingernagel, der die Kruste einer Wunde aufkratzt.

Trigger (Auslöser) sind zum Beispiel äußere Einflüsse (Reize) wie etwa Eindrücke oder vernommene Worte, die in uns Emotionen wie etwa Zorn, Angst, Eifersucht, Neid, Ärger oder Traurigkeit auslösen.

Eine, in uns abgespeicherte, Emotion kann somit nur dann geweckt werden und zu Tage treten, wenn sie für einen bestimmten Reiz offen, sensibilisiert ist.

Wenn wir uns zum Beispiel ärgern, sind wir selbst schuld! Wir tragen den Ärger in uns. Die Person oder Situation, über die wir uns ärgern, ist nur die momentane Auslöserin. Jeder Umstand, über den wir uns ärgern, ist nur der Auslöser.

Die wahren Ursachen unserer Emotionen sind in unserer Vergangenheit zu suchen!

Werden diese Wurzeln einer (zu heftigen) emotionalen Reaktion unsererseits aufgespürt und erkannt, ggf. mit professioneller Hilfe an die Oberfläche gebracht, um hier aufgearbeitet zu werden, so kann sich eine "unangemessene" emotionale Reaktion künftig "normalisieren".

Natürlich: Wenn jemand früher, z.B. in seiner Kindheit oder Jugend, etwas Traumatisches erlebt hat (Krieg, Missbrauch etc.), so wird diese Person wohl genau wissen, warum sie jetzt, Jahre später, immer noch etwas triggert.

Andererseits, und das sei hier gemeint, ist es häufig der Fall, dass wir nicht wissen, warum wir auf irgendetwas derart heftig reagieren. Es ist uns gar nicht bewusst! Im Trubel des Alltags kommt es uns auch gar nicht erst in den Sinn, darüber nachzudenken. Dabei hat unsere emotionale Reaktion immer mit uns selbst zu tun!

Beispiel: Herr X beschimpft mich und jemand anderen. Mir ist das vollkommen gleichgültig, es lässt mich kalt. Der andere Beschimpfte geht jedoch sofort in Kampfposition.

Wer auf ein Geschenk oder auf eine Festrede zu seinen Ehren äußerst gerührt reagiert, hat in seinem bisherigen Leben (oder zuletzt) möglicherweise zu wenig Wertschätzung erfahren.

Wer, so wie unser Romeo, im Straßenverkehr, in einem Stau steckend, einen Tobsuchtsanfall bekommt, hat sich vielleicht in seiner Berufslaufbahn blockiert gefühlt. – Entweder von anderen oder gar von sich selbst...

In Partnerschaften "krankhaft eifersüchtig" sind oft Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl, das bereits in ihrem Heranwachsen genährt wurde.

Doch die Quellen unserer Störungen liegen – und das muss klar sein – in uns selbst! Aktuelle Situationen sind, wie gesagt, "lediglich" die Auslöser, die Trigger dafür.

Was unsere Ausgeglichenheit, unser Wohlbefinden betrifft, ist es somit wichtig zu erkennen und sich bewusst zu machen, was uns alles berührt, nervt oder gar erzürnt. Und warum?

Nehmen wir uns doch die Zeit, und beobachten wir uns! In welchen Situationen werden wir unrund, wann nervös, neidisch, panisch oder aggressiv? Wann zucken wir innerlich und/oder äußerlich, ziemlich verlässlich, völlig aus? Und warum wirklich?

Wer die wahren Ursachen erkannt hat und aufarbeitet, kann sich mit der Zeit oft selbst heilen.


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