Enttäuschungen können vermieden werden, indem Erwartungen zurückgeschraubt bzw. erst gar nicht aufgebaut werden.
Oft zeigen Erwartungen sowieso nur unsere Defizite auf.
Nicht selten erwarten wir uns, dass durch die Erfüllung unserer Erwartung unser (zu großes?) Ego befriedigt wird; indem wir zum Beispiel von anderen gelobt werden; indem eine unserer ach so glorreichen Leistungen besonders gewürdigt wird; indem wir ein ganz tolles Geschenk bekommen; indem wir auf jemand anderen (!) stolz sein können usw. (Was hat es eigentlich mit mir zu tun, wenn ein Sportler aus meiner Heimat gewinnt?)
Umgekehrt sind andere Menschen von uns enttäuscht, wenn sie sich von uns – aus welchen Gründen auch immer – zu viel oder etwas anderes erwartet haben.
Natürlich kann auch ich enttäuschen!
Allerdings darf ich vorher nicht den Fehler machen und mich zu vollmundigen Versprechungen hinreißen lassen (zum Beispiel aus einer übermütigen Weinlaune heraus), womit ich die zu hohen Erwartungen an mich selbst schüren würde.
So schmerzlich Enttäuschungen dann auch sein mögen: Man könnte insofern dankbar dafür sein, weil man somit ent-täuscht – also nicht mehr ge-täuscht – ist. Wohl niemand lässt sich gerne täuschen.
Ich habe mir jedenfalls abgewöhnt, auf das Lob anderer zu warten; damit zu rechnen. – Zum Beispiel in Form von "Likes" jedweder Art. Erfahre ich dennoch Anerkennung, so freut mich das zwar (meistens), aber für mein Gemüt brauche ich es nicht.
Und gerade deshalb, weil ich mir grundsätzlich eher nichts erwarte, bin ich öfter mal positiv überrascht! Wer sich viel erwartet, wird wohl oft enttäuscht sein. Wer sich prinzipiell wenig erwartet, wird öfter überrascht sein. Ich persönlich werde lieber positiv überrascht, als enttäuscht.
Der erste Jahrestag, an dem man ganz besonders geschätzt und gewürdigt wird, ist nicht selten der erste Todestag.
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